Heidelberg, 15. Mai 2019
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Gerner,
Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,
am 16.5.2019 ist es soweit: Das Konzept Livemusikförderung in Heidelberger Clubs liegt dem ABK zur Abstimmung vor. Wir freuen uns sehr, dass die Förderung von Clubkultur im politischen Handeln angekommen ist. Wir möchten uns bedanken, dass wir vom Gemeinderat im Doppelhaushalt als Ansprechpartner benannt wurden und nun im ABK befragt werden.
Wir begrüßen das vorliegende Konzept als erstes Signal für eine Trendwende in der zuletzt eher negativen Diskussion um das Nachtleben. Wir betonen, dass Frau Dr. Edel und ihr Team unter großem Einsatz ein in sich schlüssiges Konzept ausgearbeitet haben. Außerdem begrüßen wir, dass die Modalitäten im Vergleich zu herkömmlichen Fonds unbürokratischer gestaltet wurden. Wir danken dem Kulturamt in diesen Punkten für das Entgegenkommen in Richtung der Club-BetreiberInnen.
Nichts würde uns ferner liegen, als uns gegen die Projektförderung von Livemusik in Heidelberg auszusprechen. Sowohl unsere Mitglieder als auch die übrigen Spielstätten führen Konzerte stets mit erheblichen finanziellen Risiken durch. Gerade die inhaltlich hochwertigen Veranstaltungen sind meist defizitär und es ist selten möglich, diese Verluste anderweitig auszugleichen. Die Unterstützung solcher Veranstaltungen kann in vielen Fällen für die Clubs eine Erleichterung bedeuten.
Nichtsdestotrotz stellen wir fest, dass das Konzept nicht geeignet ist, um den Rückgang von Spielstätten in Heidelberg zu bremsen oder aufzuhalten. Auf das sogenannte Clubsterben in der ganzen Region haben wir seit Jahren hingewiesen und mit einem ersten Entwurf für ein Förderkonzept im November 2017 auch konkrete Lösungsvorschläge angebracht. Als Mitglied des Bundesverbandes LiveKomm haben wir die Ursachen und die Entwicklung von Gegenmaßnahmen deutschlandweit und international verfolgt. Deshalb hat uns der Gemeinderat nominiert, um unsere Expertise im Hinblick auf eine Lösung für die gesamte Metropolregion Rhein-Neckar in das Förderkonzepts einzubringen.
Dieser Verantwortung konnten wir nicht gerecht werden, da der Fokus von Anfang an alleine auf die Heidelberger Clubs lag, wozu auch gastronomische Betriebe mit Livemusikprogramm gezählt wurden. So entstand mit dem Roundtable ein neues Gremium, zu dem der Verband EventKultur als solcher nicht eingeladen war. Nachdem wir uns selbst um einen Termin mit dem Kulturamt bemüht hatten, wurden unsere Hinweise zu einzelnen Bestandteilen durchaus berücksichtigt. Das Konzept stand da aber bereits zu weiten Teilen fest, eine Abstimmung zur Art der Förderung und den Änderungen der Förderungsziele durch das Kulturamt hat mit uns nicht stattgefunden.
Heidelberg ist keine Insel, sondern konkurriert als Teil der Metropolregion mit anderen Clubkultur-Standorten. Wie Sie im Haushaltsbeschluss im Dezember 2018 festgelegt haben, brauchen wir einen regionalen Fördertopf zur Modernisierung von Musikspielstätten in der Metropolregion. Das Konzept Livemusikförderung in Heidelberger Clubs berücksichtigt diesen Beschluss nur teilweise und wird somit dem Ziel “Einführung einer regionalen Clubförderung in der Metropolregion Rhein-Neckar” nicht gerecht. Dafür brauchen wir ein Konzept, welches die Bedürfnisse in Heidelberg und die Skalierbarkeit auf andere Kommunen unter einen Hut bringt. Wir erklären uns bereit, in Kürze eine Tagung mit den Clubs, Vertretern der Kommunen, potentiellen Sponsoren und Experten vom Bundesverband Livekomm zu organisieren, um gemeinsame Ziele und Fördergrundsätze zu definieren und damit die Voraussetzungen zu schaffen, um mit Heidelberg in der Vorreiterrolle ein nachhaltiges Clubförderkonzept für die Metropolregion zu starten.
Wir fordern deshalb den Gemeinderat auf, unabhängig von der Entscheidung über das Konzept des Kulturamtes mit uns einen neuen Anlauf zu einer nachhaltigen Verbesserung der Bedingungen für die Spielstätten in Heidelberg und der Metropolregion zu starten.
Mit freundlichen Grooves,
Der Vorstand
EventKultur Rhein-Neckar e.V.
Zora Brändle, Tobias Breier, Anna Blaich, Jochen Mayer